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bluesmaniac Offline

Great Champ



Beiträge: 952

09.04.2006 09:31
Paul Lamb & The King Snakes-I´m On A Roll Antworten
Paul Lamb & The King Snakes - I´m On A Roll
Harp-Blues



8/10

2006, United Producers Records

Tracklist:

1. I´m On A Roll
2. Down The Road
3. Far Far Away
4. Baby Please Don´t Go
5. Calamari Kid
6. Get Up
7. Adopted Child
8. Going For It
9. My Baby Don´t Love Me One More
10. You´d Better Mind
11. Swingin
12. A Piece Of Mud
13. My Promise
14. Raulin Around
15. Nomad Blues
16. Mr. R.C. Robinson

Spieldauer: 60:12

Hallo zusammen,

Was hat der britische Harper Paul Lamb (Jahrgang `55) gemeinsam mit u.a. Alexis Korner, Peter Green und John Mayall?
Gemeinsam befinden sich alle in der British Blues Awards Hall Of Fame. Es ist also selbstredend an der Zeit Paul Lamb mit seiner Band The King Snakes vor zu stellen.
Paul Lamb muss in einem Atmzug mit den amerikanischen Harpern Rod Piazza, Kim Wilson und Charlie Musselwhite genannt werden. Damit dürft die Kategorisierung klar sein: traditioneller Harp-Blues der besonderen Art.
Es liegt also nahe, seine aktuelle CD „I´m On A Roll“ vorzustellen.

Lambs langjähriger Weggefährte John Whitehill (guitar) ist auf „I´m On A Roll“ nicht mehr an Bord. Dafür bedient der junge Raul de Pedro Marinero die sechs Saiten. Seit 2000 sorgt die Rhythmusfraktion vertreten durch Rod Demick (upright bass/electric bass/vocals) und Sonny Below (drums) für Beständigkeit.
Langjähriges Bandmitglied ist Chad Strentz (lead vocals, rhythm guitar, piano).
Auf drei Tracks spielt Pauls Sohn Ryan Lamb Gitarre und singt backing vocals. Nick Lunt (Bariton Sax) und Lee Badau (Tenor Sax) bilden die Holzbläser-Fraktion auf „I´m On A Roll“.

Nach der „Live At The 100 Club 14th May 2002“, 2005 in unseren Landen veröffentlicht, servieren die Herren wieder ein traditionelles Blues-Sahneteil…

Paul Lamb hat in der Vergangenheit mit seinem Mentor Sonny Terry zusammen gearbeitet. Wen wundert´s, dass mit „You´d Better Mind“ auch ein Sonny Terry/ Brownie Mc Ghee Titel in der Trackliste zu finden ist. Lambs Harp und Vocals inklusive allen Bandmitgliedern als Chor liefern eine beeindruckende Version im Frage-Antwort-Muster dieses am Country-Blues orientierten Song ab, stripped down, so schön kann Blues in der heutigen Zeit klingen.

Bin ich über Sonny Terry in die 16 Songs eingestiegen, bleibe ich doch gleich bei den weiteren (wenigen) Fremdkompositionen…
Sparsame drums und der upright bass bilden das Fundament für Big Joe Williams „Baby Please Don´t Go“. Stentz´ halbakustische Rhythmusgitarre ergänzt den kompakten Bandsound. Alle zusammen machen den Track, ohne die Tradition aus dem Blickwinkel zu verlieren, zu einer richtig schön fluffy Version.

Kurz gebeamt und mit Jimmy Rogers „My Baby Don´t Love Me No More“ sind wir mitten im Blues Chicago Blues der `50er. Kein Füllstoff, kurze und knappe 2:42 Minuten, die intensiver und besser den Blues eines Jimmy Rogers nicht auslegen kann.

Was bringt denn der neue Gitarrist Raul de Pedro Marinero (der Name hat was) mit seinem Songwriting auf die Beine? In der chronologischen Songfolge landen wir da zunächst mal beim „Calamari Kid“. Ein mitreißender Stomper (fast) ohne Text. Wieder diese luftige Gitarre kombiniert mit Lambs chromatischen Harp kommt doch tatsächlich so richtig Partystimmung auf. So stelle ich mir einen sonnigen Nachmittag am Strand vor, ausgelassene Stimmung, alle haben gute Laune und man ist plötzlich mittendrin, als Gast bei einer aufgeräumten Strandparty.
Klar im Vordergrund steht Pedro Marineros Gitarre im entspannten Instrumental „Raulin Around“ (schönes Wortspiel mit dem Vornamen des Neuen). Ganz dezente Drums (klingt bei dem Song schon fast übertrieben, swingt es an allen Ecken und Kanten. Wenn ich hier nicht schreibend sitzen würde, finger-schnippend würde ich den Song begleiten. Von der im Vorgrund zu hörenden, mit ihrem warmen Klang nicht zu schlagenden halb-akustischen Gitarre, erklingen nur Akkorde. Und wie die Faust auf´s Auge passt das coole Tenor-Saxophon von Lee Badau. Diesen Track könnte ich mir auch in einer Endlosschleife vorstellen.

Wir sind fast auf halbem Weg durch „I´m On A Roll“, da stoßen wir auf einen ungewöhnlich langen Song aus der Feder von Paul Lamb und Chad Strentz: „Adopted Child“. Ein fast schon traurig anmutender, schleppender Blueser mit dezenten Versatzstücken:

”Today is the day I finally reached 21,
gonna find out where I really came from.
I´m an adopted child.
I got to know my real name.
And my real father and mother,
I guess I need just someone to blame.

Man lernt die leiblichen Eltern nicht kennen, die Hoffung darauf bleibt wie die Sehnsucht im Vakuum stehen. Ein wirklich traurig anmutender Song in dem Lamb diese Stimmung durch eine chromatische Harp auch noch verstärkt. Die Horn-Section liefert einen dahin schmelzenden Sound. Im Kontrast zu z.B. „Calamari Kid“ kann ein solches Thema melancholischer nicht vorgetragen werden.
Wundern würde es mich nicht, wenn bei meiner Jahresabrechnung dieser Song das rennen macht. Notiert ist er jedenfalls fett, kursiv und unterstrichen in meiner zu diesem Zeitpunkt noch kurzen Liste des song of the year.

Paul Lamps Swingin schlägt in die Raulin Around Kerbe, allerdings mit etwas Drive.

Ein weiteres geniales Stück Blues ist “A Piece Of Mud“, mal ohne Gebläse, weil tief im Mississippi-Delta verwurzelt. Raul de Pedro Marinero hat einen seiner emotionalen Auftritte an der elekrtischen Gitarre und verstärkt den Delta-Blues gelungen.

Drei Songs weiter sind wir beim ruhigen, relaxten von Rod Demick geschriebenen “Nomad Blues“ angekommen. Harp, ein wenig dezente Gitarre und Vocals. Das war´s…
Der Mann aus der Rhythmus-Section schreibt einen Song und spielt nicht mit. Ungewöhnlich, nichts desto trotz ein Song, der Klasse hat.
Ryan Lamb gibt auf drei Track seinen Einstand und eine mehr als gute Figur ab.
Die Horn-Section, für diese CD angeheuert, spielt sowohl song-dienlich als auch solistisch perfekt und hinterlässt deutliche Duftmarken auf “I´m On The Roll“.

Paul Lamb & The King Snakes ist nach dem “Live At The 100 Club…“ ein weiterer Volltreffer in ihren Blues-Segment gelungen und sie können somit den hohen Standard locker halten. Der Rezensent verbeugt sich anerkennend vor der Leistung des/der Briten und hört wieder “Adopted Child“.




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