Zu einer Double-Headliner Tour durch Deutschland hatten die Herren von Axxis und Krokus geladen, und weil das noch nicht reicht, gab es aus dem Hause 'AFM' gleich noch die Dezperadoz dazu, die den zwei Großen kräftig einheizen sollten. Den Abschluss der Tour bildete das Konzert in Andernach bei Koblenz im 'JUZ/Live Club' am vergangenen Samstag. Auffällig bei der Location ist sofort, dass es sich hierbei um eine wirklich kleine Räumlichkeit handelt. Die Bühne fast zu winzig, um ein anständiges Equipment aufzubauen und was noch übrig bleibt, gibt kaum Bewegungsfreiheit für die Künstler. Andererseits gelten gerade solche Konzerte als diejenigen, die den Besucher wirklich nah an die Band ranlassen und demzufolge ist ein Verbund zwischen Akteur und Publikum zumeist vorprogrammiert. Darin liegt der Reiz.
Und so war es auch diesmal. Die Halle war an sich gut gefüllt, aber es hätten durchaus mehr sein können. Eine Schelte gibt es gleich vorweg: Bernhard Weiß von Axxis berichtete gleich zu Anfang, dass man schon mit vielen Veranstaltern verschiedenster Art zusammen gearbeitet habe. Das aber gerade bei diesem Event, bei dem die Stadt Andernach Veranstalter ist, ca. 150 Konzertplakate in den Mülltonnen aufgefunden wurden, ist schon ein dicker Hund. Insofern gibt es hier die rote Karte für die Kommunalen und man kann nur hoffen, dass dies nicht aus dem mangelnden Interesse an solch kulturellen Darbietungen, wie eben einem Rockkonzert, liegt. Dann gute Nacht für die Musikbegeisterten aus dem Raum Andernach. Das Publikum dort hat so etwas nicht verdient.
Die Dezperadoz kommen aus dem Süd-Westen Deutschlands und haben nach eigenen Angaben erst ihr zehntes Konzert an diesem Abend. Erstaunlich selbstsicher präsentierten sie uns sieben Songs, vornehmlich von ihrem neuen Album "The Legend And The Truth". Nun, den Stil würde ich schon als Heavy Metal bezeichnen, allerdings wird in fast jedem Song ein Touch von Western eingebaut. Manchmal ist es der Refrain in den einzelnen Tracks, ein anderes mal sind es die Melodieabläufe, die an die Südstaaten der USA erinnern. Der Sound war für die Band noch nicht optimal. Es war laut, und bevor der Mischer dann alle Knöpfe passend drehen konnte, war das Programm beendet. Allerdings dies auch nicht freiwillig. Ein defekter Marshall-Amp zwang die Dezperadoz zum aufhören. Ich denke, dass es ihnen an diesem Abend auch nicht so viel ausgemacht hat, denn immerhin wurde vorher freudig darauf hingewiesen, dass man im Anschluss an diese Tour noch ein paar Gigs zusammen mit Gotthard spielen darf. Es gibt also für alle Interessierten weiterhin die Möglichkeit, sich von dieser deutschen Band zu überzeugen.
Nach einer kurzen Umbaupause betraten dann Bernhard Weiß und seine Mannen die Bühne. Und von Anfang an war der Sound sehr annehmbar. Ich schreibe das, weil gerade an den Vortagen, u.a. in Hamburg, die Lautstärke bemängelt worden war. Das kann ich für Andernach nicht bestätigen. Satte Bassdrums und ein gut wahrnehmbarer Gesang ergänzten die guten Soundsettings. Etwas, was für eine Band wie Axxis auch enorm wichtig ist, denn gerade die vielen Chorgesänge können nur dann zur Geltung kommen, wenn auf den Gesang beim Mixen besonderer Wert gelegt wird.
Axxis eröffneten ihre Setlist mit dem Opener "Dance With The Devil" ihres aktuellen Albums "Paradise In Flames" und sie hatten sofort das Publikum auf ihrer Seite. Es folgte "Tales Of Glory Island" vom gleichen Album. Schon bei der Darbietung dieser beiden Songs wurde mir wieder klar, dass Axxis in Sachen 'Melodic Metal' immer noch mit das Beste sind, was aus Deutschland kommt.
Sie haben eine unheimliche Live-Performance und vermitteln zumindest nach außen hin sehr viel Spielfreude. Axxis wirken wie aus einem Guss und es macht sich bezahlt, wenn eine Band über so lange Zeit besteht und sich im Grunde genommen weitestgehend stilistisch nicht besonders verändert hat. Es ist klar, was die Fans erwarten, und genau diesem Anspruch ist die Gruppe mit dem Album "Paradise In Flames" wieder gerecht geworden. Das Ganze hat sich inzwischen auch zu einer richtigen Aufführung entwickelt. Bernhard Weiß als Leadsänger hat nicht nur eine markante Stimme, sondern auch der Auftritt der Sängerin Lakonia passt ins Bühnenbild wie die Faust aufs Auge. Die Dame hatte erstmals auf dem Vorgängeralbum "Time Machine" satte Backgroundvocals eingesungen, inzwischen singt sie auch Duetts und gibt dem einen oder anderen Song einen ganz besonderen Anstrich.
Ich persönlich kann die Kritik, die manchmal geäußert wird, nämlich, dass Bernhard Weiß zu viel auf der Bühne spricht, nicht nachvollziehen. Es gab viel zu lachen und die Stimmung stieg merklich durch den einen oder anderen Gag auf der Bühne. Und auch die Mitmusiker können sich nach wie vor das eine oder andere Lächeln nicht verkneifen, obwohl sie auf der Tour jeden Abend in derselben Formation auf der Bühne stehen. Bernhard Weiß reagiert nach wie vor auf Zwischenrufe und ist um keinen Spruch verlegen.
Für denp:// einen vielleicht etwas zu wenig, stand das aktuelle Album im Mittelpunkt der Setlist. Bereits mit dem dritten Song ging es zurück in vergangene Tage, in denen die Alben "The Big Thrill", "II" und auch "Kingdom Of The Night" im Mittelpunkt des musikalischen Schaffens der Band standen. "Brother Moon" und "Little War" gehen noch immer ab und wurden gut angenommen. Kurz vor einem umfangreichen Akustik-Set spielte die Gruppe ein Instrumental, welches ich persönlich nicht kenne, obwohl ich im Besitz aller Axxis-Alben bin. Das angesprochene Akustik-Programm war interessant, da die Band alte bekannte Songs schlicht umgeschrieben hat und man entweder nur an Hand der Texte oder aber spätestens im Refrain erkennen konnte, um welchen Song es sich handelt. Ganz beiläufig wurden aus dem Publikum zwei Damen auf die Bühne gerufen, die 'mitjammen' durften.
Schon immer war es so, dass das eine oder andere Lied sich auf den Studioplatten als etwas kitschig erwies, dann aber live zu einem unheimlichen Kracher avancierte. Von daher möchte ich behaupten, dass dies gut und offensichtlich bewusst so gemacht ist. So richtig in Fahrt kamen Axxis dann in einem ausschweifenden Medley, in dem man einen Teil der Bandgeschichte abdeckte. Ich erinnere da an Songs wie "Heaven In Black", "Ships Are Sailing" oder die Ballade "Stay Don't Leave Me".
Das im Zugabenteil natürlich "Living In A World" nicht fehlte, dürfte klar sein. Aber auch Backliner Markus erhielt noch seinen Auftritt, als man kurzerhand den AC/DC-Kracher "Highway To Hell" spielte. Ein riesiger Spaß zum Tourabschluss. Und natürlich sollte sich der Kreis schließen. Das tat er auch, denn plötzlich standen zur Feier des Tages die Dezperadoz wieder auf der Bühne und verteilten Unmengen alkoholischer, hochprozentiger Getränke. Für meine Begriffe, trotz der engen Bühne, ein gelungener Auftritt und ich komme zu dem Fazit, dass Axxis noch immer so gut sind, wie ich sie bereits vor 12 Jahren in München am Frankfurter Ring in einem Club erlebt habe. Ich hoffe, die Sache geht noch eine Weile weiter!!
Setlist:
Dance With The Dead
Tales Of Glory Island
Brother Moon
Little War
Take My Hand
Instrumental
Kingdom Of The Night (acoustic version)
Ships Are Sailing (acoustic version)
Touch The Rainbow (acoustic version)
Wind In The Night (Shalom)
My Little Princess
Medley:
…Little Look Back
…Flash Back Radio
…Heaven In Black
…Ships are Sailing
…Stay Don't Leave Me
…Little Look Back
Kingdom Of The Night
Encore:
Living In A World
Angel Of Death
Na Na Hey Hey Kiss Him Goodbye
Und nach dem ich eben noch von einer der besten deutschen Metal-Bands gesprochen habe, war der Abend noch lange nicht gelaufen. Mit den zweiten Headlinern des Abends standen, mit einem der schweizer Topacts schlechthin, immerhin keine geringeren als Krokus auf dem Programm. Ich muss zugeben, dass schon ein wenig Nostalgie bei mir aufkommt, wenn der gute und inzwischen altehrwürdige Marc Storace die Bühne betritt. Und sie haben meines Erachtens noch ein Juwel auf der Bühne. Mandy Meyer (Ex-Gotthard) spielt inzwischen wieder die Leadgitarre, und ob dessen Verweilen dauerhaft gesichert ist, wird wohl auch davon abhängen, wie sich die Band weiterhin behaupten wird und welche Ambitionen der Gitarrist hat.
Ohnehin scheint ja das Beziehungsgeflecht Krokus-Gotthard immer weitere Kreise zu ziehen. Nebenbei sei mir der Einwurf erlaubt, dass es in der Schweiz auch noch andere dufte Bands gibt. Die Setlist bei Krokus besteht ja ohnehin weitestgehend aus Klassikern. Schon der Eröffnungssong "Nightwolf" lässt einen in Erinnerungen schwelgen.
Die weiteren Verdächtigen, wie natürlich "Long Stick Goes Boom" und "American Woman", tun dabei ihr übriges. Lasst uns also nicht vergessen, dass gerade der letztgenannte Song die Band auch auf der anderen Seite des großen Teichs bekannt werden ließ. "Easy Rocker" und "Mad World" seien als Weiteres nur mal exemplarisch genannt.
Krokus hatten vermutlich auf Grund der vorgerückten späten Stunde ihre gewohnte Setlist etwas gekürzt. Sie wirkten auch nicht ganz so spielfreudig wie ihre Pendants von Axxis. Als Zugabe gab es die Stücke "Celebration" und das vom Publikum lautstark geforderte "Headhunter" vom gleichnamigen, inzwischen legendären, Album. Das natürlich wieder die Dezperadoz noch mal kurz die Bretter erklimmen durften, versteht sich von selbst.
Setlist:
Nightwolf
Eat The Rich
Long Stick Goes Boom
Fire
American Woman
Hellrazor
Guitar-Solo Mandy Meyer
Screaming In The Night
Easy Rocker
Mad World
Rock City
Encore:
Celebration
Headhunter
Ich kann nur zu einem Ergebnis des abgelaufenen Abends kommen:
Konzerte in dieser Zusammensetzung würde man sich als Musikbegeisterter natürlich mehr wünschen. Umso mehr sind die verschluderten Plakate von Seiten des Veranstalters ein Ärgernis, denn denjenigen, die nicht im Live-Club erschienen sind, ist eine satte Packung Hard Rock und Melodic Metal entgangen. Und das alles in einer gemütlichen und engen Atmosphäre, wo es die Bands noch zum Anfassen gibt.
Herzlichen Dank für die Fotos bei meiner Begleiterin Annette Höfer, Mainz!!
Alle Fotos mit Genehmigung (Akreditierung + Fotopass)
Gruß Jogi
Wenn nicht hier, dann in
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