Sie kommen aus dem Südwesten Deutschlands und spielen einen erfrischenden American Folk Rock. RockTimes sprach mit der Bandleaderin Sonja Schäfer-Hewer.
RockTimes: Hallo Sonja, nach dem ich euch persönlich beim Gig in Merzig (Saarland) im Vorprogramm von Manfred Mann's Earth Band live gesehen habe, interessiert mich natürlich, wie der Auftritt mit Ten Years After am 06. Mai in Speyer gelaufen ist. Wie war euer Konzert?
Sonja: Wieder ein tolles Erlebnis! Das Publikum vertiefte sich richtig in unsere Songs und wollte zum Schluss sogar noch eine Zugabe von uns, für die wir dann eine persönliche Zusage von der Band TYA selbst bekamen. Das Beste war allerdings die gigantische Live-Performance der 'Woodstock'-Rocker Ten Years After. Ich schämte mich schon fast, dass ich diese Band vorher noch nicht gekannt hatte, denn sie waren einfach genial. Unglaublich, mit welcher Energie und Leichtigkeit diese Musiker, die zum Teil schon über 60 sind, die Musik rüber brachten. Eine große Überraschung war Joe Gooch, der Nachfolger Alvin Lees. Ein sehr bescheidener junger Mensch mit außergewöhnlichem Talent! Die Live CD Roadworks läuft bei mir seit dem Konzert rauf und runter. Sehr empfehlenswert für alle, die gute handgemachte Rockmusik lieben und das 'Woodstock'-Feeling erleben möchten.
RockTimes: Ihr habt ja ein sehr schönes Album gemacht. Idaho ist für meinen Geschmack eine Platte, die wirklich tolle Momente hat. Wie würdest du euren Stil selbst bezeichnen? Welche Einflüsse fließen in euer Songwriting ein?
Sonja: Da unser Musikstil stark von amerikanischen Vorbildern wie Sheryl Crow, Alanis Morissette oder Melissa Etheridge geprägt ist, würde ich ihn in die Sparte American Folk Rock einordnen. Dabei überwiegt nicht so sehr der Folk, sondern eher das Rockige...
RockTimes:Wer ist bei euch für die Musik verantwortlich? Ist beim Songschreiben die gesamte Band beteiligt oder wie müssen wir uns das vorstellen?
Sonja:Meistens komme ich mit einer Idee oder auch schon einem relativ kompletten Song zur Probe. Diese Roh-Versionen werden dann über Wochen oder Monate durch die verschiedenen Ideen aller Bandmitglieder zu dem entwickelt, was live und auf CD zu hören ist. Mehr und mehr haben auch Alexandra, Bernd und Patrick eigene Songideen, was ich gut finde, weil es zur Abwechslung beiträgt.
RockTimes: Ihr habt "Idaho" noch in Eigenregie aufgenommen und selbst produziert. Gibt es inzwischen Kontakte zu irgendwelchen Labels? Zeichnet sich da etwas Konkretes ab?
Sonja: Wir werden ab dem 01.07.06 mit einem Management zusammenarbeiten, das durch die Songs unserer CD "Idaho" auf uns aufmerksam wurde. Es wird dadurch auch ein Label und einen Verlag für die neue CD geben. Mitte Juli werden wir neue Songs für die dritte CD aufnehmen und Ende August folgt eine Video-Produktion von "Showtime" - beides unter Regie des Managements, allerdings in Kooperation mit allen Bandmitgliedern.
RockTimes: Du bist, zumindest nach außen hin, der Kopf der Band. In deinen Texten verarbeitest du viele eigene Erlebnisse, die du gemacht hast. Erzähle doch mal ein wenig über genau diese Erfahrungen, die du im Ausland gemacht hast. Was verarbeitest Du in den Songs?
Sonja: Es geht in einigen meiner Texte um Erlebnisse während meines Schüleraustausch-Jahres in Idaho/USA, als ich 16 war. Die Texte beschreiben die wunderschöne Landschaft der Rocky Mountains, erzählen über Erlebnisse mit Freunden und spiegeln meine Erinnerungen an diese prägende Zeit. Teilweise auch den schmerzlichen Abschied nach einem Jahr guter Freundschaft oder die Freude des Wiedersehens einige Jahre später.
Andere Texte sind aber auch aus aktuellen Alltagserlebnissen heraus entstanden oder durch Bücher, die mich inspiriert haben. Es geht auch mal um gesellschaftskritische Themen, um verschiedene Einstellungen der Menschen zum Leben, um den respektvollen Umgang mit der Natur oder um Menschen, die mir viel bedeuten...
RockTimes: Wie sehen eure Planungen für das neue Album aus? Gibt es schon erste Infos?
Sonja: Das neue Album mit 15 Tracks soll gleichzeitig mit dem Showtime-Video Anfang September erscheinen.
RockTimes: Wird sich das neue Album stilistisch an "Idaho" anlehnen oder gibt es Veränderungen? Plant ihr etwas, womit eure Fans vielleicht jetzt noch nicht rechnen?
Sonja: Wir werden unserem Stil treu bleiben, d.h., es werden wieder sowohl akustische Balladen wie auch fetzige Pop- und Rock- Songs auf der CD zu hören sein. Am Ende der CD wartet eine Überraschung auf euch - aber das wird noch nicht verraten!
RockTimes: Du spielst mit Alex (Anm. der Redaktion: Alexandra Schwarz, Gitarristin Sonic Season) auch vermehrt alleine Auftritte. Was hat es damit auf sich? Ist dies ein eigenes Projekt, welches neben Sonic Season läuft?
Sonja: Unser Duo SoLexx besteht schon seit 1996, also doppelt so lange wie Sonic Season. In dieser kleinen Besetzung schrieben wir die ersten eigenen Songs und daraus entwickelte sich 2001 die Band Sonic Season. Während der ganzen Zeit bestand das Duo aber noch neben der Band weiter und es hat für uns noch immer einen besonderen Anreiz, unsere Songs und die bekannter Künstler auf eine so minimalistische Art und Weise zu interpretieren.
RockTimes: Ihr habt mit eurer Musik auch im angrenzenden Luxemburg Erfolg. Ist die Szene dort anders als in Deutschland? Seht ihr dort für euch persönlich andere Voraussetzungen oder gibt es da kaum Unterschiede?
Sonja: Da Luxemburg ein so kleines Land ist und jeder jeden kennt, ist es schon viel einfacher, einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen als in Deutschland. Der Weg von unserem ersten Sonic Season-Konzert bei einem Newcomer-Festival dort bis hin zum ersten Radio-Airplay und dem ersten großen Festival war sehr kurz. Dazwischen lagen nur einige Wochen. In Luxemburg gibt es eine überraschend große Vielfalt an sehr talentierten und guten Bands und viele sind Bestandteil des täglichen Radioprogrammes, ohne dass dafür ein Plattenlabel erforderlich wäre.
RockTimes:Ihr habt alle noch anderweitige Verpflichtungen. Wie sehen eure Planungen aus? Kannst du dir vorstellen, von der Musik zu leben? Oder wird es deiner Ansicht nach bei einer wunderschönen Nebensache bleiben? Was ist für dich realistisch?
Sonja: Für mich persönlich ist es ein Ziel, meinen Lebensunterhalt eines Tages nur noch mit meiner Lieblingsbeschäftigung, der Musik, verdienen zu können und ich arbeite daran. Das Erreichen dieses Ziels hängt momentan von vielen Faktoren ab. Es erscheint jedenfalls nicht mehr unmöglich. Bis dahin habe ich aber auch viel Freude an meiner Lehr-Tätigkeit an einer Erzieherschule in Luxemburg und genieße die Musik als mein schönstes Hobby.
RockTimes: Wie sehen eure Live-Aktivitäten in diesem Sommer aus? Wo kann man euch demnächst live sehen?
Sonja: Wir freuen uns nach den beiden unvergesslichen Konzerten mit Manfred Mann's Earth Band und Ten Years After sehr auf drei besondere Gigs diesen Sommer: Am 19.06. werden wir die Cutting Crew ("I Just Died In Your Arms Tonight") in Ludwigshafen ('Das Haus') und am 23.6. in Mechernich ('Burg Satzvey') unterstützen. Im Juli widmen wir uns ganz den Studio-Aufnahmen und am 26. August steigt ein großes Konzert in Zusammenhang mit unserer Video-Produktion in Nordhorn (Wer mit auf dem Video sein will, kann sich unter info@sonicseason.com anmelden). Weitere Termine finden sich auf unserer Homepage.
RockTimes: Sonic Season sind über Newcomer-Wettbewerbe bekannter geworden. Wie siehst du heute die Chancen für junge Bands, aus dem Underground hervorzutreten? Wozu würdest Du ihnen raten?
Sonja: Auch wenn Wettbewerbe nicht immer ganz objektiv ausgehen, da man Bands nicht einfach wie Ergebnisse im Sport vergleichen kann, sind sie eine gute Möglichkeit, Kontakte zu anderen Bands, zu Veranstaltern und zu Radioleuten zu knüpfen. Besonders empfehlen möchte ich jungen Bands die Teilnahme am deutschen 'Rock und Pop Preis' in Hamburg - der beste Wettbewerb, den ich bisher erlebt habe, also der Weg nach Hamburg lohnt sich! Auch eine Mitgliedschaft im DRMV (Deutscher Rockmusiker-Verband) ist eine gute Chance für junge Bands, die richtigen Kontakte und den richtigen Weg zu finden.
Ein Rat? OK: Habt Ihr gute Songs? Macht so gute Aufnahmen wie möglich und schickt diese an Veranstalter, bewerbt euch für Vorprogramme, Festivals oder Wettbewerbe. Nach 20 Bewerbungen wird euch mindestens ein Kontakt ein klein wenig weiter bringen. Es geht meist langsam, aber ständig weiter. Geduld und Konsequenz sind wichtig!
RockTimes: Ihr habt euch im Jahr 2001 gegründet. Denkst du, dass für euch bisher alles nach Plan gelaufen ist? Alles Positiv, oder hat es auch schon mal gestockt? Gab es Momente, wo du dir gedacht hast, dieses Projekt zu beenden?
Sonja: Aus Sonic Season ist mehr geworden, als wir alle jemals gehofft hatten. Es gab am Anfang zwar ein schwieriges Jahr, als Alexandra eine Pause einlegte, aber als wir dann wieder zusammen arrangierten und Patrick am Piano als Verstärkung dazu bekamen, ging es erst richtig los. Es kam mir noch nie der Gedanke, das Projekt zu beenden, denn es ist zu einem festen und wichtigen Bestandteil meines Lebens geworden - ein wunderbares Abenteuer!
RockTimes:Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was macht dich sehr traurig und worüber freust du dich im Leben am meisten? Was ist dir persönlich sehr wichtig?
Sonja: Es macht mich sehr traurig, dass ich nicht alle Freunde, die irgendwo in der Welt leben oder unterwegs sind, regelmäßig sehen kann und oft viele lange Jahre zwischen zwei Treffen liegen. Am meisten freue ich mich dann, meine Freunde endlich wieder zu sehen und auch darüber, interessante Menschen kennen zu lernen. Persönlich wichtig ist mir, dass Menschen nicht in Angst leben, sondern Liebe ausstrahlen und das Positive im Leben und in den Menschen sehen.
RockTimes: Allerletzte Frage: Wer wird Fußball-Weltmeister?
Sonja: Ich bin kein Fußball-Spezialist - auch wenn ich den Fußball-Grundschein im Sportstudium bestanden habe… Brasilien spielt recht gut!?
RockTimes: Liebe Sonja, danke für das nette Gespräch. Weiterhin viel Erfolg und viel Spaß in diesem Sommer bei euren Auftritten. Wir sind auf das neue Album sehr gespannt.
Gruß Jogi
Wenn nicht hier, dann in
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