Whitesnake – TroubleClassic Hard Rock
1978 (2006)
Sunburst Records (EMI)
Whitesnake – LovehunterClassic Hard Rock
1979 (2006)
Sunburst Records (EMI)
Whitesnake – Ready An` WillingClassic Hard Rock
1980 (2006)
Sunburst Records (EMI)
8,5/10Da
Whitesnake, die Kultrocker um Frontmann
David Coverdale, erst kürzlich eine tolle Live-CD/DVD mit dem Titel “
Live In The Still Of The Night” veröffentlicht haben und sich auch in diesem Sommer auf den Festivals in Deutschland präsentieren, dürften sie also wieder in aller Munde der Freunde der ewigen Rockmusik sein. Das Label
EMI hat im Mai 3 Vinyl-Größen aus den Anfangszeiten dieser großartigen Band neu aufgelegt und als Bonus jeweils unveröffentlichtes Material, Live-Mitschnitte sowie die bekannte
Snakebite-EP dazu gepackt. Alles natürlich digital remastered und somit nun mit einem sehr angenehmen Sound.
Die
Deep Purple-Ableger, ich denke, man darf sie so durchaus bezeichnen, brachten 1978 das Album „
Trouble“ heraus. Aus vergangenen Tagen drückte hier bereits
Jon Lord die Tasten, nach dem Gründungsmitglied
Brian Johnston die Band verlassen hatte. Viel erwähnenswerter finde ich allerdings den Rest des Line Up. Vor allen Dingen die Kombination an den Gitarren,
Micky Moody und
Bernie Marsden zusammen mit dem Bassplayer
Neil Murray, war für diesen bluesigen und dennoch hart rockenden unverkennbaren Sound verantwortlich. Etwas, was Whitesnake meines Erachtens später nie wieder auf so geniale Art und Weise fertig gebracht haben. Nun kann man sagen, dass Whitesnake in den späteren 80er-Jahren mit der Zeit gegangen sind, aber dieser Schuss an Originalität ging mit Gitarristen wie
John Sykesoder auch
Steve Vai definitiv verloren. Zumindest für die etwas ältere Generation, zu der ich mich auch zähle. Und bevor sich die Purplemania noch weiter ausbreitete, saß hier und auch noch beim Folgealbum „
Lovehunter“ ein gewisser
Dave Dowle am Schlagzeug.
Zu „Trouble“ gibt es noch folgendes zu sagen: Das Album beginnt mit dem rockenden „
Take Me With You“, welches später nur noch auf dem Live-Epos „
Live In The Heart Of The City“ besser gespielt wurde. So ein richtig typischer Whitesnake-Song ist „
Love To Keep You Warm“, bei der die rockigen Riffs aufs Melodische abgestimmt wurden. Ohnehin muss man sagen, dass David Coverdale hier wirklich die Chance genutzt hat, die ganze Musik auf sich und seinen vermeintlichen Schmalz abzustimmen. Etwas, was ihm bei Deep Purple stets vorgeworfen wurde. Und so macht es auch keinen Sinn, hier die schmierigen Texte zu übersetzen und an den Pranger zu stellen. So ist „
Lie Down“ zwar auch ein schöner Rock `n `Roller, aber der Titel-Zusatz „
A Modern Love Song“ spricht mal wieder Bände.
Ich persönlich halte das Beatles-Cover „
Day Tripper“ nicht für besonders gelungen, auch nicht, wenn man hier Jahre später einen gehörigen Schuss Power dazu getan hat, Effekte hin, Effekte her. Das der Blues in den Songs von Whitesnake 1978 noch eine wesentliche Rolle gespielt hat, hört man bei „
Nighthawk (Vampire Blues)“. Ich muss noch etwas mehr in der Band-Hystory graben, denn gerade Dave Dowle zeigt hier, dass er ein toller Drummer ist. Geradezu swingend bluesig legt er hier die Rhythmen als Grundstein.
Eines meiner Lieblingsstücke ist immer noch „
The Time Is Right For Love“, weil es ohne große Mühen gute Laune verbreitet und die Lust auf gute Rockmusik fördert. Den Titel-Song „
Trouble“ kann man wohl schon als Hymne der Band bezeichnen und es ist noch immer ein Genuss, wenn Whitesnake diese Sounds wirklich stampfend abspulen. Die Original-Album-Version schließt mit dem knackigen „
Don`t Mess With Me“.
Was nun folgt, ist die legendäre Snakebite-EP als Bonus und genau das macht diesen Re-Release an sich schon wertvoll. Denn hier kommen natürlich echte Klassiker auf`s Parkett. „
Come On“, stellenweise noch immer in der Setlist eines Live-Auftrittes, und die Ballade „
Ain`t No Love In The Heart Of The City“ ist selbstredend trotz allen „Kitsches“ ein nicht mehr wegzudenkender Track aus dem Repertoire der Band. So gesehen ist die Wiederveröffentlichung von „Trouble“ eine wertvolle Bereicherung in der Musiksammlung eines jeden Rockfans.
Im Jahr 1979 erschien erstmals „Lovehunter“. Entgegen der Ankündigung im Booklet war nicht
Ian Paice (Ex-Deep Purple) der Schlagzeuger bei den Aufnahmen, sondern auch diese Platte wurde von Dave Dowle eingetrommelt. Recht smart wird die Scheibe mit „
Long Way From Home“ eröffnet, ein Song, der an Ideenreichtum sicherlich zu überbieten ist, der jedoch verdeutlicht, worum es der Band zum damaligen Zeitpunkt ging. Es war ein erster Versuch, zu rocken und gleichzeitig einen Einzug in die Radiorocklandschaft zu vollziehen. In manchen Teilen der Welt ist dies auch gelungen, und um so schöner dürfte dabei die Erkenntnis sein, dass dem Interessenten für das Album mit „
Walking In The Shadow Of The Blues“ ein weiterer Meilenstein der Band mitgeliefert wird. Ein Song, der unheimlich intensive Gitarrenriffs bietet, der zudem deutliche, wenn auch kurze, Solo-Einlagen einstreut und der den Hammond-Sound als Teppich sehr pragmatisch einsetzt. Dazu gesellt sich Coverdales einzigartige Stimme, die hier vollends zur Geltung kommt. Die Band spielt wie aus einem Guss.
„
Help Me Thro` The Day“, ein Blues-Rock, der mit seinem bestechenden Sound ein Rockfeeling verbreitet, an dass man sich gerne erinnert. Vielleicht eine der stärksten Phasen, die Whitesnake in der langen Bandgeschichte durchlebt haben. Ansonsten wird der mit „Trouble“ eingeschlagene Weg nahtlos fortgesetzt. Das bedeutet, dass sich Blues, Hard Rock und Rock `n`Roll abwechseln. So hätte natürlich „
You `N` Me“ auch auf dem Vorgänger untergebracht werden können, denn auch hier „rollt“ die Band schnurstracks gerade aus und lässt keinen Fuß still stehen. Von seiner ganzen Power her möchte man meinen, dass Songs wie „Mean Business“ der Vorreiter für spätere Heavy-Sounds war, der allerdings mit einem bisschen Glam im Refrain angereichert wurde.
Weiteres Highlight: „
Love Hunter“, der Titelsong. Der führte dazu, dass in Konzerten das Publikum vereint gesungen hat und so hat auch dieses Album seine Hymne. „
Outlaw“, ein Boogie, der durch das Zusammenspiel der beiden Gitarristen besticht. Zum Abschluss ist die Klavier-Ballade „
We Wish You Well“ leider etwas zu kurz geraten. Schmalz pur und dennoch schön. Ein idealer Rausschmeißer, um einen tollen Konzertabend zu beenden. So bleibt alles in guter Erinnerung.
Jetzt das Bonusmaterial: 4 Songs, Ausschnitte aus „
Andy Peebles Radio 1 Session“, die am 29.03.1979 aufgenommen wurden. Eine tolle Ergänzung und Whitesnake unterstreichen, dass sie live eine Bank sind. Und so gilt im Grunde genommen dasselbe Fazit, welches ich auch schon zu „Trouble“ gezogen habe.
Ein Jahr später, 1980, wurde dann das Album „
Ready An` Willing“ präsentiert und ich muss ganz ehrlich sagen, dass es sich hierbei für mich bis heute um eine meiner Lieblingsplatten von Whitesnake handelt. Jetzt hatte es wirklich den Wechsel an der Schießbude gegeben. Dort hatte Ian Paice Platz genommen und man hat mit jedem Ton das Gefühl, dass in der Band absolute Zufriedenheit herrschte, weil sich eben der Kreis der ehemaligen Kollegen so geschlossen hatte. Was will man mehr, wenn hier der Kern von Deep Purple zusammen spielt und lediglich an der Gitarre ein Duo agiert, welches harmoniert und vom dem, anders als von
Blackmore, keine Stänkereien ausgehen? Erst kürzlich las ich ein Interview mit Micky Moody, in dem er sich an diese Zeiten noch so gerne erinnert. Und auch Neil Murray war aus dessen Sicht ein zuverlässiger und angenehmer Partner. Und wollen wir dabei nicht vergessen, dass gerade der so klassisch veranlagte und brillante Jon Lord unter den Spinnereien eines Ritchie Blackmore mehr als nur einmal richtig gelitten hat. Bei allem Respekt und aller Genialität, die der Ausnahmegitarrist aus vergangenen Zeiten zu Tage förderte. Sei`s drum, dieses Line Up scheint mir das Funktionalste aller Zeiten gewesen zu sein, weil hier Songwriting und praktische Umsetzung unheimlich gut aufeinander abgestimmt waren.
Und natürlich bleiben Whitesnake auf „Ready An` Willing“ ihrem Stil treu. Das bedeutet erneut einen blues-lastigen Hard Rock. Zu Anfang gibt es das groovende „
Fool For Your Loving“, ebenfalls noch heute in der Setlist der Band zu finden. Und ebenso passt der Song „
Sweet Talker“ noch immer hervorragend ins Konzept. Fast schon einzigartig ist der Tielsong des Albums. „
Ready An` Willing“ entfaltet durch seinen stampfenden Rhythmus vor allen Dingen live seine ganze Performance. Natürlich fehlt die obligatorische Ballade nicht, die sich thematisch an Gewohntem anpasst. „
Blindman“ heißt das gute Stück und geht natürlich unter die Haut. Wenn man sich also mit den Botschaften arrangiert hat, die der gute David da permanent vermittelt, dann ist das einfach schöne und gekonnt präsentierte Rockmusik.
„
Ain`t Gonna Cry No More“ wird von akustischen Gitarren eingeleitet und hat vom Songaufbau schon eine frappierende Ähnlichkeit mit dem, was auf den Folgealben wie zum Beispiel „
Saint & Sinners“ zelebriert wurde. Mit „
Black And Blue“ geht es noch einmal in die Rock `n` Roll-Abteilung. Also klar ist, dass die Bandzusammensetzung bis zu diesem Punkt klar an einem Strang gezogen hat und so auch ihre Alben unter die Fans brachte. Das kam gut an und ist noch heute ein Zeugnis ehrlicher und gut gemachter Rockmusik.
Auch die Bonusfeatures sind hier nicht zu unterschätzen. Da hätten wir einen bisher unveröffentlichten Song mit dem Titel „
Love For Sale“. Danach folgen dann 4 Live-Aufnahmen vom
79er Reading-Festival mit den Klassikern „Ain`t No Love In The Heart Of The City“, „Lovehunter“ und „
Mistreated“.
Alle 3 Alben sind mit schönen Booklets ausgestattet worden und wer nun seine Vinyle adäquat ersetzen möchte, der sollte bei den Re-Releases zugreifen. Und den jüngeren Fans, die vor allen Dingen neugierig sein sollten, kann ich diese 3 Wiederveröffentlichungen nur wärmstens ans Herz legen. Die sind notwenig, um die Geschichte des Hard Rocks, der sich irgendwann in den 80ern im Metal wieder fand, richtig zu verstehen. Ich hatte es schon einmal an anderer Stelle geschrieben. Whitesnake sind u.a. die Erklärung einer Übergangszeit, nämlich vom klassischen Rock zum Metal. Da gab es etwas dazwischen, ohne dem es einfach nicht gegangen wäre. Mal sehen, ob es demnächst weitere Alben von Whitesnake gibt…
Tracks Trouble: 1:Take Me With You (4:45) 2:Love To Keep You Warm (3:44) 3:Lie Down (A Modern Love Song) (3:14) 4:Day Tripper (3:47) 5:Nighthawk (Vampire Blues) (3:39) 6:The Time Is Right For Love (3:26) 7:Trouble (4:48) 8:Belgian Tom`s Hat Trick (3:26) 9:Free Flight (4:06) 10:Don`t Miss With Me (3:35)
Bonus The Snakebite EP: 11:Come On (3:32) 12:Bloody Mary (3:21) 13:Steal Away (4:19) 14:Ain`t No Love In The Heart Of The City (5:06)
Tracks Lovehunter: 1:Long Way From Home (4:58) 2:Walking In The Shadow Of The Blues (4:26) 3:Help Me Thro`The Day (4:40) 4:Medicine Man (4:00) 5:You `N`Me (3:25) 6:Mean Business (3:49) 7:Love Hunter (5:38) 8:Outlaw (4:04) 9:Rock `N` Roll Women (4:44) 10:We Wish You Well (1:39)
Bonus Andy Peebles Radio 1 Session; 29.03.79: 11:Belgian Tom`s Hat Trick (3:40) 12:Love To Keep You Warm (3:30) 13:Ain`t No Love In The Heart Of The City (4:54) 14:Trouble (4:30)
Tracks Ready An`Willing: 1:Fool For Your Loving (4:17) 2:Sweet Talker (3:38) 3:Ready An`Willing (3:44) 4:Carry Your Load (4:07) 5:Blindman (5:10) 6:Ain`t Cry No More (5:52) 7:Love Man (5:04) 8:Black And Blue (4:06) 9:She`s A Women (4:12)
Bonus Previously Unreleased: 10:Love For Sale (3:05)
Bonus Live At The Reading Festival 1979: 11:Ain`t No Love In The Heart Of The City (6:54) 12:Mistreated (13:30) 13:Love Hunter (5:56) 14:Breakdown (5:37)
Line Up:Vocals: David Coverdale (Trouble, Lovehunter, Ready An`Willing)
Guitars: Micky Moody (Trouble, Lovehunter, Ready An`Willing)
Guitars: Bernie Marsden (Trouble, Lovehunter, Ready An`Willing)
Bass: Neil Murray (Trouble, Lovehunter, Ready An`Willing)
Drums: Dave Dowle (Trouble, Lovehunter)
Drums: Ian Paice (Ready An` Willing)
http://whitesnake.com/goldsite/index2.htmlhttp://www.emimusic.de/http://www.cmm.w-rott.com/de/http://www.berniemarsden.com/home.htmhttp://www.mickymoody.com/
Gruß Jogi
Wenn nicht hier, dann in
Jogi`s GuitarforumNehmt Euch Zeit für gute Musik!
http://www.rocktimes.de/