Adams erste Frau – die göttliche und teuflische Lilith Rock-Oper von Virgin Steele-Boss David DeFeis in der Arena der Bundesgartenschau München
Der Kampf der Geschlechter, insbesondere der der Frau um die Anerkennung ihrer Gleichwertigkeit, ist so alt wie die Menschheit. Virgin-Steele-Mastermind DavidDeFeis hat mit seiner dritten Rock-Oper einheikles Thema aufgegriffen und sehr speziell aufgearbeitet......
Nur etwa 200 Zuschauer hatten sich in der Arena der Bundesgartenschau München eingefunden um der spektakulären Heavy-Metal-Oper „Lilith“, inszeniert vom Landestheater Schwaben aus Memmingen beizuwohnen. Schade, dass nicht viel mehr Leute vom vergünstigten Abendticket Gebrauch machen, um das vielseitige Kulturprogramm der BuGa zu nutzen.
„Dreck – Lilith – Gottes Dreck“ , mit dieser markigen Einleitung wird bereits eines klar: Der Stoff ist starker Tobak - für beide Geschlechter. Gott wird als ein verwirrendes und verwirrtes Wesen dargestellt, das in einer nächtlichen Aktion Lilith aus Lehm erschafft. Lilith ist ihm nicht ganz geheuer, also erschafft er bei Tag Adam – nach seinem eigenen Vorbild. Adam, ein Machtmensch, will über alles bestimmen, auch sexuell. Lilith fühlt sich ihm ebenbürtig und will sich ihm in nichts unterwerfen – sie verweigert sich. Nach einem heftigen Streit entfleucht sie auf ihren mächtigen Schwingen auf eine einsame Insel im Roten Meer, wo sie den Engeln zufolge mit den Dämonen tanzen soll. Adam, einsam, weinerlich und unselbständig fordert von Gott eine neue, gefügigere Gefährtin „weil er es ihm versprochen hat“ - und Gott gehorchte. Aus einer Rippe Adams erschuf er Eva, liebenswert, gefügig, untertan und für Adam sorgend. Lilith ist ausser sich vor Wut, Eifersucht und Einsamkeit. Der Rückweg ins Paradies scheint verwehrt und Adam triumphiert. Doch selbst schuld: Gott hatte ihr zwei Engel gesandt, die sie zur Rückkehr in den Garten Eden hätten bewegen sollen. Sie weigert sich und wird zur Strafe mit Kinderlosigkeit geschlagen. (Nach einer alten Tradition in der jüdischen Mystik der Kabbala ist Lilith unsterblich. Sie lebt weiter als ein Dämon, der zum einen schwangere Müttern und ihre neugeborenen Kindern schädigen will, zum anderen Männer durch ihre schönen Haare verführt.)
Lilith ruft im Traum nach Samael, dem 'gefallenen Engel'. Er fordert sie zu höllischen Taten auf und sie kommt im Traum über Adam. Einsam flüchtet er sich in seine Träume, in denen er von Lilith verführt wird. Eva fühlt, dass Adam ein Fremder für sie wird. Adam nun schließlich doch zu besitzen, ist Liliths Triumph, den sie mit dem Mord am Kind der beiden krönt. Gott zweifelt an der Richtigkeit seiner Schöpfung Lilith, die zu seiner Feindin geworden ist. Betrogen um Mann und Kind kommt Eva zu Lilith auf die Insel. Inmitten von Angst und Wut kommt es zu einer Annäherung der beiden Frauen, geheimnisvolles Verstehen und die Suche nach gegenseitigem Trost leiten ihr Verhalten. Auf Samaels Anregung hin erteilt Gott seinen Gesandten den Befehl, die Insel mit Eva und Lilith in Brand zu setzen. Lilith steht bereits in Flammen, als Samael seine Maske abnimmt und sich als Adam zu erkennen gibt...
So hat Adam letztlich doch über Lilith triumphiert – er war ihr Untergang...
Die musikalische Umsetzung der Heavy-Metal-Oper war sehr gelungen. Virgin-Steele-Boss David DeFeis hat für "Lilith" erneut komplett neue Stücke geschrieben. Songs wie 'Angel Of Death', 'The Hidden God', und vor allem 'Immortal I Stand (The Birth Of Adam)' sind abermals großartige Kompositionen geworden. Auch bei dieser Rock-Oper kam die eigentliche Musik (leider!) wieder vom Band - eingespielt von David DeFeis und seinen VIRGIN STEELE-Kollegen Edward Pursino und Josh Block. Lediglich der Gesang wurde live dargeboten. Dabei haben sich jedoch sämtliche Darsteller gute Noten verdient, allen voran die Protagonisten Joséphine Weyers (Lilith), Eva Rodekirchen (Eva) und Patrick Stamme (Adam / Samael). Neben der Musik sind es natürlich die gesprochenen Texte, die eine Weyers/DeFeis-Rockoper ausmachen. Und gerade diese waren dieses Mal nicht wirklich gelungen. Vor allem im ersten Akt war es sehr anstrengend, den zum Teil sehr langen Mono-/Dialogen, auch aufgrund ihrer abgehobenen, affektierten Sprache und Betonung, zu folgen. Abgehackte Worte und Sätze, zudem „falsch“ betont, machten es zeitweise schwierig den Sinn der Sätze und Gespräche zu begreifen. Der zweite Akt gestaltete sich weitaus flüssiger. Besonders Samael versprühte in zweiten Akt eine intensive Aura und Lockerheit, die ihm in seiner Rolle als Adam etwas fehlte. Doch auch hier war vollste Konzentration gefordert. Das mag wohl auch daran gelegen haben, dass bei "Lilith" das hauptsächliche Geschehen in die Dialoge verlagert wurde und wenig Handlung auf der Bühne stattfand.
Dennoch wurde in dieser modernen, etwas unterkühlt und spartanisch wirkenden Inszenierung deutlich klar: Der Kampf der Geschlechter, der Kampf um die Gleichberechtigung, Liebe und Eifersucht, ist also so alt wie Menschheit. Und sie kämpft heute noch den uralten Kampf......
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