Manchmal braucht man ganz einfach den Wink mit dem Zaunpfahl und diesmal war es ein Eintrag im Gästebuch bei RockTimes. Und natürlich ist es richtig, dass die Franzosen Trust eine der hart rockenden Bands schlechthin waren, die Ende der 70er Jahre und in der ersten Hälfte der 80er Jahre auf den Metal-Markt stürmten, noch bevor sich der so glorreiche NWOBHM richtig etablieren konnte. Zwar keine 'Vergessene Perle', aber ganz sicher eine lohnende Zeitreise, ist das hier besprochene Album "Trust", in Fankreisen "IV" oder "Idéal" genannt, weil es das vierte eingespielte Album dieser Band und vom Namen nicht vom Debüt aus dem Jahr 1979 zu unterscheiden war. Und es gibt Verbindungen zwischen den ganz großen Ikonen des 80er-Metals und der Gruppe Trust.
Aber der Reihe nach: Verfolgt man die History dieser Band, dann wurde sie 1977 vom eher politisch links angehauchten Sänger Bernard 'Bernie' Bonvoisin und Gitarrist Norbert 'Nono' Krief gegründet. Für Aufruhr sorgten schon frühzeitig die sozialkritischen Texte der Band (Quelle: Wikipedia). Was das Erscheinungsbild von Trust angeht, so musste man zahlreiche Wechsel in der Besetzung beobachten. Ein ganz wesentlicher war folgender:
Der spätere und noch heutige Drummer Nicko McBrain von Iron Maiden hatte Trust verlassen, nachdem man 1983 das Vorprogramm auf einer Tour der Briten bestritten hatte. McBrain ersetzte Clive Burr, der mit Iron Maiden den Klassiker "The Number Of The Beast" eingespielt hatte. Kurzum, Clive Burr setzte sich an die Schießbude bei Trust und nahm mit den Jungs gemeinsam dieses Album auf.
"IV/Idéal" gehört vielleicht nicht zum Besten, was die Formation der Fangemeinde präsentiert hat, und trotzdem kann man große Qualitäten nicht leugnen. So eröffnet "Par Compromission" mit charmanten, nach vorne driftenden Riffs. Harter Rock, der keinesfalls am AOR angelegt ist. Laut und dreckig mit einer Portion Partystimmung versehen. "Varsovie" mit seinem eingängigen Refrain erinnert in seiner Spielweise an die Spanier Tierra Santa, die ja auch in ihrer Heimatsprache dem harten Rock frönen. Ausgefeilte Gitarrensoli machen den richtigen Pfiff aus, das Tempo wird hin und wieder verschleppt, um anschließend richtig auf die Tube zu drücken.
Ganz nett sind auch das nach Revolution schreiende "Les Armes Aux Jeux" und vor allen Dingen das dem AOR zugewandte "Idéal". Einfach, aber ins Mark treffend. Da lässt man sich schon ganz gerne gefallen, wenn der Crunch ein wenig aus der Gitarre herausgenommen wird. Sicherlich ein Anspieltipp und für jede gute Party geeignet, was zuletzt auch an den gelungenen Saxofon-Einlagen von Patrick Bourgoin liegt. Einer meiner persönlichen Highlights ist "Le Pouvoir Et La Gloire", welches durch groovende und maßgeschneiderte Bässe glänzt. Tatsächlich scheute man sich auf dieser Scheibe auch nicht, ein paar Keyboards einzusetzen ("Purgatoire"), da hingegen gibt es bei "Le Pacte" opulente Phasing-Effekte in der Gitarre. Und richtig ehrlicher und harter Rock 'Made In France' ist "La Luxure".
Trust bieten noch heute den Schub, um mal so richtige Vergangenheitsbewältigung in Sachen französischer Heavy Rock zu betreiben. So gut wie kein Ausfall auf diesem Album, von einer Band, die sich mal anschickte, große Bands von der britischen Insel von ihrem Thron zu stoßen. Was mir an Trust nie gefallen hat, war, dass die Band mehrmals ihre Alben auch in Englisch eingesungen hatte, umso einen größeren Zugang zur internationalen Metal-Szene zu erlangen. Wer "IV/Idéal" in englisch genießen möchte, der halte nach dem Album "Man's Trap" Ausschau. Für mich kein Genuss, da Bonvoisin stets viel zu viel Akzent mitbrachte und es dadurch sowieso nicht authentisch klang. Die Originale sind da ganz einfach viel besser!!!
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