Joe Colombo - Natural Born Slider

Heute einmal eine Empfehlung für alle, die die harte Gangart des weißen Blues-Rocks bevorzugen.
Colombo's Scheibe ist allerdings etwas "außer der üblichen Norm".
Denn erst einmal, grundsätzlich hören wir hier Instrumentalmusik, zumindest auf den 11 regulären Tracks,
die in folgender Besetzung eingespielt wurden:

Joe Colombo, slide guitar
Maurilio Mina, bass
Rocco Lombardi, drums
J.C.Harpo, harmonica (4 & 8)

Dann ist Colombo gebürtig aus dem Kanton TICINO, wo immer das sein mag, ist dann ja wohl
Schweizer und da gibt es ja wohl nicht allzu viele Blueser, oder...?

Raue und kraftvolle Musik, die auch mich "antörnt", wenn ich denn schon einmal Blues härteren Ausmaßes hören möchte.
Denn Colombo hat für mich ein starkes Feeling an der Gitarre und die Begleiter passen wunderbar.
Einziger Wermutstropfen ist für mich der Harper, der weder die Virtuosität noch rechtes Bluesfeeling aufweist.
Der stört mich bei gottlob nur 2 Auftritten..

Und das sind die Stücke(aus Februar 2002), alle von Colombo geschrieben:

01.Tequila Shot - 3:33
02.Bottleneck & Snakehead - 4:53
03.Push it down - 4:37
04.Rough enough - 8:34
05.Fightin' with the devil - 4:34
06.Funky Wha! - 4:37
07.Talkin' about Texas - 4:08
08.Standin' at the station - 2:57
09.Sweet things - 5:07
10.Goin' down - 4:53
11.Playin' the Blues - 11:19

Alle Stücke haben einen eigenen Charakter.
Entweder wird in einem lockeren und durchaus swingenden Umfeld musiziert oder Colombo und seine Band kommen
"knochentrocken und cool auf den Punkt"(Track 2), rocken ab wie ein angekurbelter SRV(track 3), zelebrieren einen
gefühlvollen slow blues (track 4), geben eine leicht funkige Vorstellung(track 6), shuffeln wie in Texas(logischerweise auf track 7),
Sehr gefühlvoll gibt sich Colombo auf dem langen Stück 11 mit einfallsreichem Spiel...

3 Bonustracks(August 2002), "Keep our love alive"/"Ain't got the time"/Mean town Blues"(genau, der von Johnny!) sind mit
Francesco Salis(keyboards), Ivan Lombardi(Bass), Rocco Lombardi(Drums) und Eric St.Michaels(Vocals) eingespielt worden.

Track 11 ist ein Bluesrocker, der sich vom gängigen Bluesschema löst, mehr ein Rocksong, Track 12 funkt cool und Track 13 - klar, das ist eben der shuffelnde "Mean Town Blues", wie wir ihn kennen.....

Was ich an der Musik so mag, ist, das sie nicht bemüht klingt, sondern einfach "locker vom Hocker".
Gitarre eingestöpselt, kurzes Thema, und die "Post geht ab".
So zählt Colombo für mich nicht zu der Schar von "Je schneller, desto besser-Saitenakrobaten", sondern
ist jemand, der wie Johnny Winter in seinen besten Tagen frisch an's Werk ging.
Dabei wird er von einer mehr als fähigen Rhythmusgruppe begleitet, die auch wie unbeschwert wirkt....
Ob jetzt Anklänge an Winter, an SRV, immer wieder slidet Colombo wie einer, der an den "crossroads" den besagten
Teufel traf und jetzt entweder von ihm besessen ist oder von ihm gehetzt wird.
Trotz dessen, daß hier (bis auf 3 Stücke) ohne Gesang musiziert wird, kommt keine Langeweile auf, in den Stücken wechselt die
Stimmung durchaus, wobei es hier Mina und Lombardi abermals sind, die hier voll mitziehen...

Eine tolle Platte nicht nur für mich, sondern sicher für alle, die weißen Blues der härteren Art mögen!

Wolfgang

Kann nur bestätigen, was du geschrieben hast und irgendwie passt da auch der CD-Titel gut.