Schon mehrfach wurde hier im Forum auf die ostdeutsche Kapelle hingewiesen, jedoch noch nicht näher auf den letzten output "Retrotox Forte" hingewiesen, welcher in 2004 erschienen ist. Nachdem ich schon mehrmals in dieses Album ´reingehört hatte, ohne daß wirklich etwas hängengeblieben war, habe ich nunmehr der Scheibe etwas mehr Aufmerksamkeit gegönnt und stelle fest, daß ich da ganz großes Ohrenkino vernehme!

Zuerst... wie kann man diese Band stilistisch einordnen? Oh-je, das ist schwierig, denn das Subgenre muß wohl erst noch benamt werden. Ich bezeichne es jetzt mal waghalsig mit Jazz-Neoprog-Metal, denn diese drei Elemente fallen mir als die drei hervorstechendsten Merkmale auf.
Sieht man mal von dem einleitenden Choralgesang der Vokalgruppe Conde ab, bekommt der geneigte Hörer in den ersten Titeln mehrheitlich progmetallische Töne zu hören (vermutlich der Grund, warum ich anfangs nicht so richtig beeindruckt war), durchaus wertig, aber auch unspannend, denn bratzende Gitarren, Double-Bass Einlagen und frickelige Gitarren/Keyboard Parts sind jetzt nicht sooo neu.

Spätestens ab track 7 aber wird es spannend - und unglaublich abwechslungsreich, denn selbiger Titel ist eine Ballade, die nur haarscharf am Kitsch vorbeischrammt - und die ich nicht erwartet hatte. Dadurch sensibilisiert hat mich dann der Longtrack Confidence in deception final vom Hocker geschlagen: klassisches Piano Intro, Spock´s Beard-artige Gitarren/Keyboard Duelle, verzerrte Gesangsparts, tolle hooklines, jazzige intermezzi, Frickelpassagen, Tempowechsel und Breaks, operettenhafter deutschsprachiger Gesang, Rap und ein endgeiles Gitarrensolo, abgeschlossen durch die Piano Passage des Anfangs ... uffff, alles in 12 Minuten!

Danach kommen zwei Instrumentals, eins davon mit quitschiger Kinder-Blockflöte untermalt, das zweite eher frickelig, dann eine ruhige Akustik Ballade, und zum Abschluß eine klassische Prognummer der düsteren Art.

Die Musiker beherrschen Ihre Instrumente und haben z. T. ganz sicher eine klassische Ausbildung genossen, sehr edel. Aber erst die Mischung aus den unterschiedlichsten Stilen macht für mich den Reiz dieses Albums aus. Allen, die dieses Album mal hören wollen, empfehle ich wärmstens durchzuhalten, bis die zweite Hälfte beginnt, die erste ist unspektakulär und nur für den gemeinen Metallhead vermutlich interessant, aber was danach kommt, schlägt so ziemlich alles in Grund und Boden, was ich in der Szene zuletzt vernommen habe!

Hier zur Einstimmung zur babyblauen Rezensions Seite, ich kann mich den Meinungen dort nur weitestgehend anschließen:
http://www.babyblaue-seiten.de/index.php...ew&albumId=3660

Tip des Monats, auch wenn die Scheibe bereits drei Jahre alt ist!

BumTac