Für mich gab es gestern die Doppel-Premiere:

1. Mein allererstes SAGA-Konzert (und scheinbar auch das letzte) und
2. zum ersten Mal in der BÖRSE zu Wuppertal

Da ich eine Einladung für das Konzert bekommen hatte, habe ich gedacht, dass man dann nichts verkehrt machen kann.

SAGA selbst kannte ich bisher nur vom Hörensagen, Titel konnte ich nicht mit denen in Verbindung bringen und das was ich bisher von denen mal gehört hatte (u. a. durfte ich das letzte LIVE-Scheibchen von denen rezensieren, was aber aus meinen Ohren genauso schnell verschwunden war wie aus meinem CD-Player) hatte mich nicht überzeugt.

Der Abend begann um 20:30 Uhr mit der Band "The Urge" aus Newcastle. Die spielten sich durch ihren Set bestehend aus Songs ihres Debutalbum "lunch at the ladygarden". Rock'n'Roll, der irgendwie sehr an THUNDER erinnerte, garniert mit netten sympathischen Jungs und einer hellen Spielfreude, die manchen zum Mitwippen animierten, liessen die 45 Minuten wie im Fluge vergehen.

Nach einer kurzen Umbaupause und einem kurzen Intro standen sie dann um 21:30 Uhr auf der Bühne: SAGA - ein Urgestein im ProgRock-Universum und irgendwie eine kleine Legende. Mit neuer Scheibe im Gepäck, 30 Jahre Jubiläum in den Taschen und der Ansage, dass Michael Sadler nach der Tour die Band verlässt, waren gute Zeichen für einen unterhaltsamen, interessanten und langen Abend gesetzt. Gespannt war ich auf das, was kommen würde. Ich gebe zu, nachdem nach ca. 2 Stunden Spielzeit der letzte Ton verklungen war, war ich froh, das noch erlebt haben zu dürfen.

Der Sound war bombastisch. Die Gitarre, die bei den meisten Aufnahmen der 5 Kanadier im Hintergrund steht, hier eindeutig im Vordergrund. Ian Crichton spielte sich einen Wolf und hatte sichtlich seinen Spass an der Sache. Jim Gilmour (versteckt hinter 8 (!!!) Keyboards) legte einen perfekten Soundteppich und hielt sich mit zu anstrengenden Soli zurück. Jim Crichton pendelte zwischen 2 Bässen und seinem MOOG-Sequenzer hin und her und legte damit einen perfekten Grummelsound ins Hallenrund. Der Drummer (Name leider entfallen - ist aber lt. eines Besuchers nicht Brian Doerner gewesen) wirbelte perfekt getimt und spielfreudig hinter seinen Kesseln und Michael Sadler hatte die Band und die ca. 700 Besucher des Abends mit seiner Präsenz bestens im Griff. Dieser Mann wird der Band definitiv fehlen.

Eine Setlist entfällt aus den o. g. Gründen, aber ich war fasziniert. Egal ob sie alle zusammen wirbelten oder Michael Sadler ganz alleine auf einem Barhocker sitzend à capella sang, der Drummer ein unglaubliches Solo aus den Trommeln wirbelte oder Jim Gilmour zu Herzen gehend alleine sang - es war ein umwerfender Abend. Mit dem Sound auch auf CD gebrannt, hätten sie mich schon eher überzeugt.

Das Publikum ging begeistert ab und feierte nicht nur die "old songs", sondern auch die neuen Sachen ab. Die Singspielchen klappten (egal ob von Michael Sadler oder vom Drummer!!!) und textsicher und lautstark wurden die meisten Songs mitgesungen. Dass dabei ein Großteil an der Kommunikation zwischen Mr. Sadler und dem Publikum lag, versteht sich von selbst. Wer so sympathisch mit den Fans über das nächste Lied diskutiert ... - das hatte schon was.

Viele glückliche Gesichter verliessen die Börse in den kalten, nieseligen Novemberabend, im Wissen, einen denkwürdigen Abend erlebt zu haben. Stellt sich nur die Frage, ob das letzte Lied der aktuellen CD "10.000 days" vielleicht doch mehr aussagt, als Michael Sadler zugeben möchte: "It never ends"?