Long Distance Calling - Avoid The Light
Post Rock



Superball Music / SPV, 2009

Lässt man die Split-EP außer Acht, ist "Avoid The Light" der zweite Longplayer der aus Münster stammenden Formation. Allerdings kenne ich die vorhergehenden Veröffentlichungen nicht. Okay, bei mir gänzlich unbekannten Sachen überfliege ich schon mal ganz gerne den mitgelieferten Infozettel, und da taucht als Genre-Bezeichnung Post-Rock auf. Oh, diese Schubladen können einen schon zur Verzweiflung bringen, denn dieser Begriff ist auch mir neu. Also mache ich mich im World Wide Web erst einmal auf die Suche nach einer Seite die mich aufklärt, und werde auf Wikipedia fündig.
Aha, nun bin ich schlauer. Postrock ist demnach ein Sammelbegriff, hinter dem sich der Alternative- und Progressive Rock der 70er Jahre verbirgt. Ein weiterer Blick auf den Zettel verrät mir, dass es sich mit Ausnahme eines Songs um ein überwiegend instrumentales Werk handelt und meine Skepsis wächst, da ich Sachen mit Gesang einfach bevorzuge.

Von meiner Neugierde getrieben lege ich die CD in den Player, setzte meine Kopfhörer auf und mache es mir gemütlich. Schon mit den ersten Tönen von Apparitions bin ich wie hypnotisiert und vergesse Zeit und Raum. Da sind zu Beginn zarte elektronische Klänge zu vernehmen, mal sind die Gitarren sanft, schwellen jedoch im weiteren Verlauf zu dichten Gitarrenwänden an, um im nächsten Moment wieder in ruhigere Gefilde zu driften. Gegen Ende tauchen dann noch ein paar gesprochene Wortfetzen auf und irgendwie liegt über dem Gehörten ein Hauch von Melancholie. Auch Black Paper Planes wird von elektronischen Soundcollagen eröffnet, bis sich Gitarrenwände breit machen. Richtig klasse finde ich hier das abwechslungsreiche Spiel des Schlagzeugs. Die melancholische Stimmung ist deutlich präsent, wird bei 359° sogar noch verstärkt, indem sich nun der Bass angenehm hervorhebt und schöne Akzente setzt.
Die Band versteht es, durch ein dynamisches Anpassen der Lautstärke sowie durch diverse Veränderungen im Tempo ihre Musik spannend zu gestalten. Mittlerweile bin ich schon bei I Know You, Stanley Milgram! und mir fällt auf, dass ich bis jetzt den Gesangspart nicht vermisse. Diesen gibt es jedoch vom Gastvokalisten Jonas Renkse (KATATONIA) im drauffolgenden Stück The Nearing Grave und bildet auf "Avoid The Light" sozusagen das i-Tüpfelchen. Sundown Highway passt sich dem Schema der anderen instrumentalen Nummern an und beendet die CD.

Ich erwache aus meiner Trance und stelle fest, dass die knappe Stunde Spielzeit des Silberlings wie im Fluge vergangen ist. Was letztendlich nichts anderes bedeuten kann, als dass uns LONG DISTANCE CALLING mit "Avoid The Light" einen kurzweiligen Rundling servieren, für den man mit ruhigem Gewissen eine Kaufempfehlung aussprechen kann.

8/10

Tracks:
1. Apparitions 12:16
2. Black Paper Planes 7:13
3. 359° 7:51
4. I Know You, Stanley Milgram! 10:20
5. The Nearing Grave 7:42
6. Sundown Highway 9:10

Line-Up:
David Jordan: Gitarre
Janosch Rathmer: Drums
Florian Füntmann: Gitarre
Jan Hoffmann: Bass
Reimut van Bonn: Ambience
Gastmusiker:
Jonas Renkse: Vocals on The Nearing Grave

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