Wahrscheinlich kennen die meisten Hörer diese Scheibe bereits und gehören zu den Glücklichen (oder Unglücklichen), die diese Platte in ihrer Sammlung haben. Da aber diese Scheibe zu meiner Lieblingsplatte in sachen Prog gehört, möchte ich sie trotzdem rezensieren. Vielleicht gibt es ja noch Personen, die entweder noch nie etwas von der Band gehört oder den Zugang zu dieser Musik noch nicht gefunden haben. Für die letztgenannten soll nun erklärt werden, was eigentlich so toll sein soll an dieser Musik.
"Hybris" ist das Debütalbum jener sechs jungen Schweden, die sich "Haus der Engel", auf schwedisch "Anglagard", nannten. 1991 fand sich die Band mit dem Ziel zusammen, entgegen des Zeitgeistes ihrer Generation die Musik zu vollführen, die in den 70er Jahren unter dem Namen "Progressive Rock" bekannt war. Nach dem Katatrophenjahr 1978 kam da nicht allzu viel, lediglich Bands wie Marillion und IQ hielten die Fahne noch hoch und die ehemaligen Hereonen der 70er wie Camel, Yes und Renaissance versanken in den komplexen Kompositionen der zeitgenössischen Popmusik der 1980er Jahre.
Nach diversen Gigs in ihrer Heimat machten sich die sechs Musiker zwischen 17(!) und 22 Jahren im Sommer 1992 auf den Weg ins Studio Largen, das in einem Nationalplark liegt, um "Hybris" aufzunehmen. Resultat sind vier Stücke und 44:18 Minuten Spieldauer:
1. "Jordrök" (11:10) Eröffnet wird das Eröffnungstück mit einem melanchonisch-düsterem Piano, das ab ab 00:40 Min. mit einem Mellotron-Chor unterstützt wird. Ab Minute 1:06 steigen E-Gitarre, Bass und Schlagzeug ein. Schräge Klänge wechseln sich mit melodiöser Gitarrenarbeit ab. Ab 3:06 dann ein Kontrast: es treten Akustikgitarren anstelle der Gitarren, Flöte und Glockenspiel spielen ihre Melodien begleitet von einem Mellotron. Bei diesem Part krieg ich immer wieder Gänsehaut. Ab 5:41 wird es wieder lauter: Die Gitarre jammert, das Schlagzeug hämmert, der Rickenbacker knarzt vor sich hin, die Hammond schafft eine tolle Atmosphäre und die Querflöte wechselt sich bei der Melodieline mit der E-Gitarre ab. Trotz der Heftigkeit ist im Gegensatz zum Anfang Melodioösität im vollen Umfang erhalten. Um die weiteren Part zu beschreiben, die Änglagard hier spielen, würde den Rahmen dieser Rezension sprengen. Lieber komme ich zum nächsten Höhepunkt, nämlich Minute 9:19: Die Gitarre schwelgt sich heftig in düsteren Mellotron-Klängen, man meint, das Treiben der Kobolde im Schwedischen Wald bei Mitternacht zu beobachten. Abgeschlossen wird "Jordrök" mit einer wunder-wunderschönen Gitarrenmelodie, das Stück klingt dann ruhig aus.
2. "Vandringar i vilsenhet" 11:56
Das Stück fängt vielversprechend an mit einr ruhigen Flötenmelodie, die von diversen Tasteninstrumenten begleitet wird, bis sie selber das Zepter in die Hand nehmen, um dann der Flöte wieder zu übergeben. Ab Minute 2:42 wechseln sich rockige Gitarren mit folkloristischen Flöten ab, was eine gewisse Spannung hervorruft. Und dann ab Minute 3:46: zum erstenmal Gesang! Aber die Stimme von Tord Lindman weckt keine Erinnerungen an so starke Stimmen wie Jon Anderson, Peter Gabriel oder Peter Hammill. Vielmehr ist die Stimmer extrem dünn. ABER: nach einer gewissen Eingewöhnungszeit sieht man ein, dass sie zu diesem Album gehört. Und die schwedische Sprache gibt einen noch extra einen gewissen Kick. Ab 8:20 aber verliert das Stück deutlich an Substanz: meiner (subjektiven) Meinung nach versuchte man hier, das Stück in die Länge zu ziehen. Vielleicht würde ein Ende wie bei diesem Stück auf einem anderen Album einer anderen Band nicht negativ auffallen, aber nach dem Genuß von "Jordrök" sind die Erwartungen auf die weiteren Stücke halt extrem gestiegen.
3. "Ifrån klarhet till klarhet" 8:08
Der Anfang ist igendwie lustig: eine lustige Zirkusmelodie ala "Lizard" von King Crimson ertönt leise, damit nach wenigen Sekunden auf einem krummen Takt eine Explosion aus Hammond und Schlagzeug unsere Aufmerksamkeit auf die Musik einfordert. Etwas hektische Musik folgt dann, bis ab 1:22 Lindman seine Stimmbänder anspannt, während er sachte von Mellotron, Bass und Schlagzeug begleitet wird. Die Melodie ist veträumt und wunderschön. Hier passt irgendwie dieser eigentlich schwache Gesang sehr gut in das Bild herein. Man bleibt beim ruhigen musizieren, Akustikgitarre und Querflöte übernehmen das Zepter, bis sie ab Minute 4:44 von der Hektischen Anfangsmelodie wieder abgelöst werden. Dann folgt ein kurzer Part (5:06-5:27), der Erinnerungen an "The Musical Box" von Genesis hervorruft. Danach: unbeschreiblich. Wie dann ab 5:38 zwei Instrumente eine Melodie bilden, einfach nur genial. Und dann kommt das Finale mit seeehr viel Mellotron und E-Gitarre: einfach nur Wow!
Ein Ohrgasmus mit Tränen in den Augen.
Klappe zu, Affe tot.
4. "Kung Bore" 13:04
Jetzt kommen wir zum wohl eingängigsten Stück des ganzen Albums. Progger, die sich bisher mit Änglagard viellecht schwer getan haben, sollten mit "Kung Bore" den Einstieg wagen. Das Stück beginnt veträumt mit der Akustikgitarre und Piano, nimmt dann Fahrt auf. Ab 2:00 wirds dann wieder ruhiger, Akustikgitarren und Flöte dominieren, ab 2:49 fängt dann der Gesang an. Wunderschön, romantisch, typisch skandinavisch- melanchonisch. Ab 4:24 wirds dann dramatischer und rockiger. Eine klasse Folkmelodie, fast schon indianisch, schließt sich dem an. Tolle Melodien reihen sich aneinder an, mal laut mal leise, die Übergänge sind perfekt eingefügt, bis sich Lindman bei 9:00 sich wieder zu Wort meldet. Danach: wieder unser allseits geliebtes Mellotron. Dramatik pur. Gitarren jammern nicht mehr, sie heulen, wie die Wölfe im Wald. Auf großer Bühne wird das Album dann abgeschlossen.
Fazit
Das ist Prog!!
Eigentlich ist RetroProg nicht wirklich der passende Begriff, denn nur 21 Sekunden von "Ifran Klarhet till Klarhet" erinnern an eine andere musikalische Großtat. Die Instrumente sind Retro: Querflöte, Mellotron, Rickenbacker und Hammond deuten die Musikalischen Vorbilder an. Kompositorisch gesehen sind Änglagard total eigenständig, die Musikerin und jeder Musiker nimmt das Proggig sein wortwörtlich. Das Talent an den Instrumenten, die sie mitbringen, ist unüberhörbar. Lindman ist zwar kein super Sänger, aber er versteht es, diese Banddienlich in den Sound einzugliedern.
Was aber das größte Plus ist, ist die Abwechslung. Abwechslungsreichtum innerhalb eines Songs sind normal im Prog, aber wie Änglagard das hier umsetzt mit den verschieden Stimmungen ist einfach nur genial.
Die Wiederveröffentlichung aus dem letzten Jahrzent ist ein Digipack mit einem 16-Seitigem schönem Booklet und dem Bonustrack "Gånglåt från Knapptibble"
************************************************ 22.Nov.14 - The Pineapple Thief - Magnolia Tour 09.Apr.15 - Steven Wilson - Hand Cannot Erase Tour 27.Okt.15 - Gazpacho - Molok Tour 18.Jan.16 - Steven Wilson - Hand Cannot Erase Tour 16 03.Jun.16 - Muse - Drones Tour 11.Sep.16 - King Crimson - Tour 2016 26.Jan.17 - The Pineapple Thief - Your Wilderness Tour 17.Feb.17 - Kaipa Da Capo - Darskapens Monotoni Tour 05.Mai.17 - Riverside - Towards The Blue Horizon Tour 31.Oct.17 - Anathema - The Optimist Tour 15.Feb.18 - Steven Wilson - To The Bone Tour 07.Mar.18 - King Gizzard And The Wizzard Lizard ----------------------------------------------- 19.Sep.18 - The Pineapple Thief - Dissolution Tour 30.Okt.18 Riverside 05.Feb.19 Steven Wilson
sehr ausführliche Rezension Lausche gerade täglich in alle Alben der Schweden rein. Das wird ein kleiner Geheimtip für das anstehende WE Hoffentlich kommt das live ebenso gut...
Leider sind von der Ur-Formation nur noch Holmgren und Högberg (jezt Brand) übrig geblieben, nach "Viljans Öga" ist die Band leider (wieder) zum Teil auseinandergefallen. Dafür ist Lindman wieder mit von der Partie. Engdegard wird also von Lindman ersetzt, Johnsson von Käse und Olsson(sehr schade) von Hammerström (cooler Name für einen Drummer)
Man darf also aufs WE gespannt sein...
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