Isildurs Bane existieren seit Mitte der 80er Jahre und lieferten während dieser Dekade in regelmässigen Abständen solide Symphonic-Prog Werke ab, die in der Szene und von der Fachpresse grösstenteils auch so aufgenommen wurden, keine Meisterwerke, aber auch nicht wirklich schlecht, eben solide. Das 1989 erschienene Album „Cheval“ sollte einen entscheidenden Wendepunkt in der Entwicklung dieser Band darstellen. Keyboarder Mats Johansson übernahm das Szepter, komponierte sämtliche Stücke im Alleingang und ergänzte den Sound der Band mit Streichern, Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Hörnern, bekam somit einen kammermusikalischen Touch und wurde insgesamt Vielseitiger. Während „Cheval“ noch so eine Art Übergangsalbum darstellte, wurde mit dem Nachfolgealbum „The Voyage – A Trip To Elsewhere“ der eingeschlagene Weg konsequent weiterverfolgt. Man spielte sich sozusagen so richtig warm für das, was noch kommen sollte.
MIND steht für Music Investigating New Dimensions. Der eine oder andere mag nun aufschreien und dieses (über-)ambitionierte, abgehobene und elitäre Gehabe, das so manche Prog-Grösse schon befallen hat verfluchen. Beispiele für solche Projekte gibt es viele, man erinnere sich nur z.B. an „Tales From Topographic Oceans“ von Yes, „The Lamb Lies Down On Broadway“ von Genesis, oder aus der jüngeren Vergangenheit Pain Of Salvation’s „BE“. Nicht selten hört man bezogen auf eben diesen Projekte, das dies Alben sind, die für alles stehen, was man an Prog-Rock nicht leiden kann. Diese Kritik macht wahrscheinlich auch vor dem MIND-Projekt nicht halt. Dass sie noch nicht so laut wurde liegt wohl einzig an der relativen Unbekanntheit der Band. Nur übertrifft es die bereits erwähnten Alben in Bezug auf den Umfang. MIND umfasst bislang fünf Werke. Ein reguläres Studio-Album, ein Doppel-Live Album, ein grösstenteils improvisiertes Album zusammen mit einem italienischen Kammermusik-Trio, ein weiteres Studio-Album, das sozusagen eine 180 Grad Kehrtwende hin zu Artpop à la Peter Gabriel darstellt, sowie eine Live-DVD.
Noch eine kleine Anmerkung. Das hier besprochene Album ist das einzige, was ich tatsächlich besitze und gehört habe. Sämtliche Informationen welche konkret die Band und das MIND-Projekt betreffen, stammen aus zuverlässigen Quellen (babyblaue-seiten.de, progarchives.com). Eine solche Vorgehensweise halte ich für angebracht, da ich weder das MIND-Projekt als ganzes, noch die früheren Alben der Band bewerten möchte, sondern lediglich die Umstände darlegen will, die zur Entstehung eines überaus interessanten Albums geführt haben.
Was als erstes auffällt, ist die äusserst schlichte Aufmachung. Front- und Backcover in schlichtem „schwarze Schrift auf weissem Grund“-Design. Dieser schlichte Eindruck wird sofort verworfen, wenn man das 55-seiteige Booklet öffnet. Neben zahlreichen Fotografien gibt es zu jedem Track Erläuterungen (dazu später mehr). Schon nach wenigen Hörminuten stellt man zudem fest, dass die Bezeichnung „Live“ das gehörte nicht wirklich treffend beschreibt. Die Präsenz eines Publikums wird nur sehr selten wahrgenommen, so etwas wie Live-Feeling kommt zu keiner Sekunde auf. Dafür ist die Soundqualität absolut hervorragend. Zwangsläufig stellt man sich also die Frage, ob es sich hierbei wirklich um ein richtiges Live-Album handeln SOLLTE. Die Antwort lautet eindeutig nein! Ein Blick in die eröffnenden Notizen im Booklet zeigt, dass zumindest teilweise im Studio aufgenommen und/oder bearbeitet wurde. Wo liegt also der Reiz dieses Albums? Einerseits enthält das Album Neuinterpretationen schon bekannter Songs von früheren Alben, zum anderen unveröffentlichtes Material, das Mastermind Johansson u.a für Filme und Theater komponiert hat. Dies dürfte besonders für Kenner der Band von Interesse sein, zu denen ich mich ja wie bereits schon erwähnt noch nicht zählen kann. Für mich und andere Neulinge bietet das Album eine knapp zweieinhalb-stündige, bis auf ein paar wenige Sprachfetzen rein instrumentale Reise in die unterschiedlichsten Klangwelten dar. Ich habe mir überlegt, ob ich eine Song-für-Song-Besprechung machen sollte, hab dann aber schnell gemerkt, dass man zu den einzelnen Stücken locker jeweils eine komplette Seite füllen könnte. Aber auch dann könnte man der Vielschichtigkeit in keinster Weise gerecht werden. Nun steh ich aber vor dem Problem, das Gehörte irgendwie zu beschreiben. Ich werde mal die Assoziationen, die mir beim hören spontan in den Sinn kamen festhalten: Moderne Klassik, Filmmusik, Pink Floyd und Talk Talk als Hauptreferenzen, daneben stellenweise späte Dire Straits, Steve Vai und King Crimson oder auch Jazz, alles zusammengewürfelt zu einem stimmigen Ganzen. Die ruhigen Töne dominieren ganz klar. Wer auf Talk Talk zu Spirit Of Eden Zeiten steht, wird gewissen Tracks sehr viel abgewinnen können. Die Palette an eingesetzten Instrumenten ist schier unendliche. Neben diversen Percussionsinstrumenten (ab und zu hört man sogar eine Steeldrum), gibt es die unterschiedlichsten Bläser zu hören. Allerdings ist die Gitarre grösstenteils das klar dominierende Lead-Instrument. Streicher dürfen natürlich auch nicht fehlen und der eine oder andere elektronische Sample kann man auch ausmachen (neben den Sprachsamples). Es ist wirklich schwer einen ungefähren Eindruck zu vermitteln, denn trotz der Vergleiche zu anderen Bands klingt es im Ganzen völlig eigen. Kompositorisch orientiert sich die Band nämlich eindeutig an klassischer Musik.
Diese 150 instrumentalen Minuten fordern eine immense Aufmerksamkeitsspanne. Es fällt mir schwer die Konzentration die ganze Zeit zu waren. Dies ist aber nicht nur auf mich zurückzuführen, denn gewisse Stellen des Albums sind schlichtweg uninteressant und haben eher Muzak-Charakter (Hintergrundmusik). Trotzdem, der grösste Teil ist vielschichtig, komplex, und abwechslungsreich. Man wird den meisten Tracks kaum nach dem ersten Durchlauf viel abgewinnen können, geschweige denn sie durchschauen können. Ich bin selbst noch nicht ganz so weit und hätte daher vielleicht noch etwas mit der Rezi warten sollen. Falls sich etwas an meiner Einschätzung ändern sollte, kann ich es ja nachtragen. Wird das Album bzw. das MIND-Konzept den eigenen Ansprüchen gerecht? Diese Frage kann man wohl nur beantworten, wenn man das Konzept als Ganzes gehört hat, was bei mir wahrscheinlich irgendwann der Fall sein wird. Bei Volume 2 handelt es sich jedenfalls um ein Album, dass man in dieser Form wahrscheinlich noch nie gesehen bzw. gehört hat. Muss man es gehört haben? Ich denke schon. Ist es ein Meisterwerk? Diese Frage muss ich zumindest jetzt noch verneinen. So interessant das Ganze klingt, viele (vielleicht zu viele) Stellen lassen mich schlicht und einfach kalt. Wahrscheinlich soll man das Album als ein Experiment betrachten (wird ja schon durch den Titel „Music Investigating New Dimensions“ impliziert) Das Ergebnis ging bestimmt nicht in die Hose, stellt aber ebenso wenig den Heiligen Gral darstellt. Um es nochmals zu erwähnen, es handelt sich hier um ein Album, das jeder Liebhaber anspruchsvoller Musik (sei dies nun Klassik, Prog-Rock, Jazz oder was auch immer) zumindest mal gehört haben, aber nicht vergöttern muss. In diesem Sinne ist auch die Note zu verstehen, denn verglichen mit so manch anderem Album auf dieser Welt, müsste man ganz klar die Höchstnote zücken. Ich denke jeder sollte sich ein eigenes Urteil zu diesem Album bilden. Für mich steht vorläufig eine
Über diese CD bin ich eher zufällig gestolpert. Bei meinem Second Hand-Händler meines Vertrauens stand Isildurs Bane tatsächlich unter Klassik und war dementsprechend billig zu haben. Was geboten wird hat HevyDevy sehr zutreffend beschrieben. Instrumentalmusik ganz feiner Machart bekommt man über weite Strecken dieses Albums. Ich würde nicht sagen, dass es schwer fällt sich diesem Klangerlebnis auch über 150 Minuten hinzugeben. Die Passagen, die als Hintergrundmusik bezeichnet wurden, würde ich eher als kurze Momente der Entspannung sehen, bevor es wieder richtig los geht. Mag daran liegen, dass ich ein ausgesprochener Freund von Instrumentalmusik bin und finde, dass es viel zu wenig gute Gruppen und Künstler gibt, die wirklich hörenswerte Instrumentalmusik machen. Isildurs Bane sind hier eine lobenswerte Ausnahme. Deshalb würde ich mindestens 8 von 10 geben.
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