'Rock meets Blues', unter diesem Motto galt das Konzert im Kulturzentrum Mainz (KUZ) am 17.07. Oder anders ausgedrückt: Eine Legende trifft die andere Legende! Alle beide sind echte Könner und verstehen ihr Handwerk wie kaum jemand anderes. Und so war ich schon sehr gespannt, wie sich die beiden auf der Bühne präsentieren würden. Darüber hinaus könnte man zu der Annahme kommen, dass der Rest im Line Up lediglich gutes Beiwerk ist. Nichts da, denn am Schlagzeug bei Jeff Beck saß Vinnie Colaiuta, ein super Drummer, der schon mit Frank Zappa und Sting unterwegs war.
Wir wollen es nicht übertreiben, aber ganz sicher war es ein kaum zu übertreffendes, musikalisches Erlebnis. Es war ein Stelldichein für erfahrene und angehende Gitarristen, und dass der Rock unstreitig auf dem Blues basiert, wurde ein ums andere mal jedem Zuhörer verdeutlicht. Wegen der großen Nachfrage war das Konzert vom KUZ in der Dagobertstraße in die Mombacher Phönixhalle verlegt worden. Hatte ich mich auf ein Open Air gefreut, so waren nun abscheulich heiße Temperaturen angesagt. Aber was tut man nicht alles für gute Musik. Gehen wir die Musiker durch:
Im Vorprogramm spulte Scott Bradoka mit seiner Band sein Pensum ab. Ein Mix aus Blues und hartem Rock. Also im Grunde genommen sehr passend zum später stattfindenden Programm. Für einen Support war der Sound erstaunlich klar und gut. Lediglich die Fans widmeten, vermutlich wegen der Hitze in der Halle, dem Programm nur beiläufig ihre Aufmerksamkeit. Vielmehr waren die Getränkestände gut besucht und so mancher verbrachte diese Zeit noch draußen vor der Halle.
Buddy Guy wurde am 30.07.36 in Lettsworth, Lousianna, geboren. Bereits in frühen Jahren verehrte er John Lee Hooker und kam so zur Gitarre. Natürlich mit Schwerpunkt Blues spielte er später mit Ikonen wie Otis Rush und Junior Wells. Buddy Guy war hervorragend aufgelegt. Man merkte ihm die nahezu 70 Lebensjahre keineswegs an. Er bettet sich dazu in einer erstklassigen Rhythmusband. Besonders auffallend war dabei der schwergewichtige Drummer, der allerdings einen Drive mit auf dem Weg gab, dass man aus dem Staunen kaum raus kam. Auf den Punkt genau setzte er die notwendigen Akzente. Buddy Guy ist ein Mann, der seine Gitarre auf besondere Art und Weise behandelt. So auch wieder an diesem Abend. Da wurde die Gitarre auf dem Rücken gespielt oder mit einem Drumstick bearbeitet. Dazu gesellten sich gesangliche Spielereien aus dem Bauch heraus. Das Repertoire ganz im Zeichen des Blues. Da kamen dann solche Knaller wie "Knock On Wood", John Lee Hookers "Boom, Boom, Boom" und immer wieder der Hinweis auf die American Folk Festivals. Natürlich gab es auch Erinnerungen an Eric Clapton und Albert King. Zwischendrin warf Buddy die begehrten Plektren ins Publikum und als man glaubte, das alles in seinen vorgeschriebenen Bahnen verlief, da begab sich der Meister auf einen ausgiebigen Marsch ins Publikum. Der Aufforderung, einfach mal das Wörtchen »Yeah« in den Mund zu nehmen, kamen die Zuschauer gerne nach.
Jeff Beck wurde 1944 in Surrey, England, geboren und ausgerechnet Buddy Guy war einer derjenigen, neben Muddy Waters, der ihn zum Gitarrespielen brachte. Jeff Beck, bereits 62 Jahre, strahlt dennoch auf der Bühne eine regelrechte Coolness aus. Äußerlich kaum gealtert, mit der Figur eines wesentlich jüngeren Mannes, entlockte er noch immer Töne aus seiner weißen Stratocaster, die man ansonsten nirgends hört. Dazu das unglaubliche Schlagzeugspiel von Vinnie Colaiuta. Diese Band um Jeff Beck spielte sich stellenweise in einen Rausch, und trotzdem behielt der Stratege an der Gitarre nahezu in jeder Situation die Oberhand.
Stilistisch war der Abend bei Jeff Beck klar dem Hard Rock und dem progressiven Gitarrenspiel verschrieben. Dazu gesellten sich mit Unterstützung des Tastenmannes psychedelische Einflüsse. Und das alles zusammen rummste dann bei einem sehr brauchbaren Sound, untermalt von einer schönen Lightshow. Nicht zu bombastisch, aber in jeder Hinsicht passend. Auch Jeff Beck spulte sein gängiges Setup runter, so dass auch hier offensichtlich kein Fan enttäuscht nach Hause ging.
Insgesamt muss man sagen, dass es an diesem Abend die tolle Kombination ausgemacht hat und deswegen noch mal herzlichen Dank an den Veranstalter, der das Package so geschnürt hat. Nun weiß ich nicht, was an dem Gerücht dran ist, dass es in Berlin ein paar Tage zuvor zu kleinen Unstimmigkeiten gekommen sei. Der Grund wäre, dass das Konzert der beiden Hauptrecken für 20.00 Uhr deklariert war, aber Buddy Guy wohl schon um 19.15 Uhr auf der Bühne stand. Somit hätten viele Bluesfans einen Teil des Konzertes verpasst. In Mainz war zeitlich alles passend abgestimmt, wenn da nur nicht die hohen Temperaturen gewesen wären. Aber wer kann schon etwas dafür?
Alle Bilder mit Genehmigung und Fotopass des Veranstalters. Fotos gefertigt v. Annette Höfer, Mainz.
Die Blues-Legende Buddy Guy Live zu sehen, die Bilder machen es auch deutlich, muss ein mächtiger Spaß gewesen sein. Und "oben drauf" auch noch Jeff Beck.
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